III. Die letzte KBN-Redaktion (1956-1965). a) Die Entstehung des Corpus und die Bewertung seiner Zielsetzungen

a) Die Entstehung des Corpus und die Bewertung seiner Zielsetzungen

Vom Mai 1965[29] wurde die Arbeit an der Redigierung, Vervollstandigung und Herausgabe des bosporanischen Corpus (die ab nun ubliche Bezeichnung) von einer Gruppe von Wissenschaftlern unter der Agide des Akademiemitglieds V. V. Struve (1889-1965) wieder aufgenommen. Darunter waren: A. I. Boltunova, V. F. Gajdukevic, A. I. Dovatur, D. P. Kallistov und T. N. Knipovic.[30] In das Redaktionskollegium wurden au?erdem ehrenhalber als apotropaisches Element fur gro? angelegte wissenschaftliche Projekte unter den Bedingungen des allzeit siegenden Sozialismus folgende damals einflussreiche Akademiemitglieder mit einbezogen: der Altertumswissenschaftler A. I. Tjumenev (1880-1959) und der Sekretar der Abteilung Geschichte der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (AN SSR), M. N. Tichomirov (1893-1965), der kein Spezialist fur griechische Inschriften war, dafur aber doch die Rolle der historischen Hilfswissenschaften zu wurdigen wusste. [31] Struve war allerdings nicht nur eine Art Talisman, sondern auch der Motor in den entscheidenden Etappen des Corpus, was in einer Reihe von Dokumenten bezeugt und woruber noch nachfolgend die Rede sein wird. Obwohl er kaum an der Wiedergabe der Inschriftentexte teilnahm, beteiligte er sich an den historisch-philologischen Kommentaren zum spateren KBN. Noch wichtiger war seine Rolle bei der Bestimmung des strategischen Kurses des Redaktionskollegiums und bei der letzten Redaktion des Materials.[32] Die Konzeption, an die er sich au?erst genau hielt, raumte dem illustrativen Teil eine sehr gro?e Bedeutung bei.

Struves Stellvertreter in organisatorischen Fragen war V. F. Gajdukevic (1904-1966). Mit den Beschreibungen der Lemmata und der kunstlerischen Seite der bosporanischen Stelen wurde A. P. Ivanova vom Archaologischen Institut der AN SSSR in Kiev beauftragt.[33] Dies ist der Zeitpunkt, der fur das Projekt von besonderer Wichtigkeit ist. Als Mitarbeiterin der Redaktion muss hier auch N. S. Belova (1917-1993) von der LO I.I. genannt werden, die sich neben der Redaktions-Epigraphikerin A. Boltunova hauptsachlich mit dem illustrativen Teil befasste. Die beiden Letztgenannten werden noch mehrmals erwahnt werden. Auf der Institutsliste des Jahres 1956 werden auch A. A. Nejhardt und ein Jahr spater I. A. Sisova genannt. Gemeinsam – manchmal zusammen mit A. I. Dovatur – waren sie mit der Analyse und dem Vergleich der Fotos von den Kercer Inschriften mit den Originalen und Negativen in der Eremitage beauftragt.[34]

Das umfangreiche Fotomaterial, das die Redaktion fur den Druck des Corpus untersuchte, erforderte entsprechende organisatorische Zielsetzungen: ein Maximum von Denkmalern erfassen, ein Maximum an deutlichen Abbildungen herstellen, diese dabei nicht bei den standigen Konsultationen der beteiligten Institute und Teilnehmern verlieren etc. Dazu bedurfte es einer au?ersten Disziplin: als sich namlich die Organisation an die schwierige Aufgabe der Redigierung setzte,[35] musste Sisova genau Buch fuhren[36] und jede Ubergabe von Redaktionsmaterial Schritt fur Schritt dokumentieren. Trotzdem kam es durch den haufigen Umlauf des Materials und der Unachtsamkeit der Teilnehmer nicht selten zu unangenehmen oder sogar peinlichen Situationen.[37]

Fur den illustrativen Teil war die Arbeit der Fotografen von ausschlaggebender Bedeutung, wie z.B. des Moskauers I. L. Mezericer, der auf der Basis von Vertragen mit der LO I.I. seine Aufnahmen (Negative und Abzuge) machte.[38] Selbstverstandlich konnte die Zusammenstellung von qualitativ hochwertigen Illustrationen nicht ohne die Mitarbeit der Angestellten der Eremitage[39] bewaltigt werden, unter ihnen der Konservator der pontischen Denkmaler, L. F. Silant'ev,[40] und die Mitarbeiterinnen des Labors fur die Restaurierung von Gegenstanden des Kunstgewerbes, A. P. Bulgakova und G. V. Petuchova.[41] Leider kann nicht mehr ermittelt werden, welches Foto von welchem Fotografen stammt, auch nicht in den wenigen Fallen, in denen die Namen der beauftragten Fotografen bekannt sind.[42]

Mit der Zeit lie?en Struve und die Redaktion die Konzeption einer editio minor fur die Sammlung fallen, an der sowohl Zebelev als auch Luria festgehalten hatten. Zum Teil wurde dabei die Idee Latyschevs von einer vollstandigen Sammlung und Analyse aller bisher bekannten bosporanischen Inschriften wieder aufgegriffen, jedoch nicht auf Latein, sondern diesmal auf Russisch. Die Kommentare – ursprunglich auf einer epigraphischen und allgemeingeschichtlichen Exegese basierend – wurden jetzt mehr historisch-philologisch und folglich ausfuhrlicher erklart und ausgelegt. Das war die ubliche Methode fur die Interpretation antiker Autoren, die Zebelev[43] und Aristide Ivanovic Dovatur (1897-1982) fur die Inschriftentexte anwandten. Die Redaktion bewegte sich also, indem sie die Idee eines Thesaurus der bosporanischen Inschriften wahrte, in der von W. Dittenberger fur die Wissenschaft mit klassischen Werken vertretenen Richtung.

Das Redaktionskollegium konsultierte zu Beginn seiner Arbeit 1956 namhafte Forscher, wobei auf eine optimale Zusammensetzung der verschiedenen Spezialgebiete der Altertumswissenschaften gro?en Wert gelegt wurde. Die Archaologie,[44] Geschichte, Philologie, Kunstgeschichte und die historischen Hilfswissenschaften waren in unterschiedlichen Zusammensetzungen im Redaktionskollegium vertreten. Es war auch wichtig, dass Wissenschaftler mehrerer Generationen beteiligt wurden. Einige von ihnen, wie Kallistov (1904-1973) und Dovatur, wurden in den 30er und 40er Jahren politisch verfolgt und durften erst jetzt ihre wissenschaftliche Arbeit wieder aufnehmen. Dovatur erhielt zuerst als wissenschaftlicher Mitarbeiter eine halbe Stelle an der LO I.I., 1957 aber hatte er schon eine ganze Stelle.[45]

Die Stimmung unter dem Redaktionskollegium wurde durch die berechtigte Befurchtung gehoben, dass die Ausgabe wieder nicht zustande kommen konnte: weder Latyschev noch Zebelev und den beiden nachfolgenden Redaktionskollegien war es, wie oben bereits beschrieben, aus unterschiedlichen Grunden gelungen, den Corpus zu veroffentlichen. Darum wurden regelma?ige Sitzungen der "Gruppe des bosporanischen Corpus"[46] einberufen, um ihre Arbeit genau zu koordinieren.

Eine der wichtigsten Tatigkeiten des Kollektivs unter Struves Leitung gema? den oben erwahnten Aufzeichnungen war die gro?tmogliche Vervollstandigung der Fotothek der bosporanischen Inschriften im Vergleich zu der, die von 1946 bis 1952 von den beiden vorangegangenen Redaktionen des Sammelbandes (= russ. Svod) zusammengestellt wurde.[47] Dieses Ziel ist auch im "Arbeitsplan von 1956 und 1957 fur die Herausgabe der Sammlung der bosporanischen Inschriften" fixiert.[48]

Die Fotoaufnahmen in-situ und in den Museen – daneben die Messungen der Denkmaler und der Vergleich der edierten oder abgeschriebenen Texte mit denen auf den Denkmalern – fuhrte weiterhin Boltunova (im Rahmen des Moskauer IA AN SSR) durch. Ihre Reisen von Moskau und Tbilissi nach Leningrad spielen in diesem Zeitabschnitt fur den dokumentarischen Teil des Projektes eine zentrale Rolle. Eine Reihe von fragmentarischen, aber sehr aufschlussreichen Dokumenten (Briefe an Museen, Korrespondenz mit Fotografen) macht es moglich, sich ein allgemeines Bild uber die angespannte Arbeit der Jahre 1956-1959 zu verschaffen, deren Atmosphare Boltunova folgenderma?en widergibt:

"Das Fotografieren der Inschriften in den Museen Moskaus ist fast beendet. Im Historischen Museum mussen noch vier Inschriften fotografiert werden. Sie sind in die Wand eines Raumes eingefasst, der gerade restauriert wird. Die Inschriften sind aber mit Tafeln zugenagelt. Man wird von ihnen erst nach der Beendigung der Restaurierungsarbeiten ein Foto machen konnen. Es sind im Museum fur Darstellende Kunste noch drei kleine, nicht veroffentlichte Splitter ubrig geblieben. Meine Mission wird dann zu Ende sein, wenn diese Inschriften fotografiert sind. Die Aufnahmen, die ich vom GIM erhalten habe, werde ich ebenfalls uber Viktor Francevic zukommen lassen. Jetzt sind sie noch bei mir."[49]

Boltunova sorgte als wissenschaftliche Inschriftenkennerin und archaologische Feldforscherin dafur, dass die Redaktion qualitativ hochwertige Fotos erhielt; so tat es auch Belova, die die Denkmaler erst einmal in Ordnung brachte, bevor sie sie aufnahm[50] und sie hierfur die Dienste von professionellen Fotografen beanspruchte. Die sich daran anschlie?ende Arbeit, der Vergleich der Texte nicht mit den Denkmalern, sondern mit den Fotos, wurde den Berichten zufolge von fast allen Mitarbeitern der Abteilung Antike der LO I.I. vorgenommen, die sich damals in Leningrad im Gebaude der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (BAN SSSR)[51] befand.

Durch Sonderauftrage an Museen,[52] die Abzuge alter Negative (mit Abbildungen von Denkmalern oder Abklatschen von ihnen)[53] sowie Aufnahmen von Inschriften (in Museen oder mehrheitlich bis 1960 gefundene)[54] machten, wurden insgesamt Fotos von mehr als die Halfte der Inschriften gesammelt, die in den Bosporanischen Corpus aufgenommen worden sind. Exakte Zahlen konnen aber durch das Fehlen von genauen und kontinuierlichen Tagebucheintragungen nicht mit Sicherheit genannt werden. In das Fotoarchiv wurden nicht nur Fotos der Texte und der Abklatsche der Denkmaler, sondern auch Fotos von Zeichnungen aufgenommen, die in Ermangelung besserer Materialien fur die Dokumentation sehr wertvoll waren; au?erdem sto?t man in der Fotosammlung auf Aufnahmen von gedruckten Texten, die die Inschrift in einer konventionellen Schrift wiedergeben, obwohl der Dokumentationswert von Transliterationen in Majuskeln, geschweige denn in Minuskeln, minimal ist.[55] Es kommt sogar vor, dass nicht genau angegeben ist, ob die Anzahl der Inschriften, zu denen es Illustrationen gibt, zusammengerechnet wird, oder ob die Anzahl des gesammelten Fotomaterials zu einer Inschrift insgesamt zusammengerechnet wird. Es gibt nicht zu jedem Denkmal ein Foto, wahrend zu einigen Denkmalern auch mehr als nur ein Foto vorliegt.

Der Auftraggeber fur die Zusammenstellung der Corpusfotothek war die Leningrader Abteilung des Historischen Instituts.[56] Die Arbeit am KBN wurde uberwiegend von Mitarbeitern aus den unterschiedlichsten Abteilungen der Akademie individuell (nach sog. Plankarten) ausgefuhrt. Mit der Vervollstandigung der Fotosammlung in Leningrad, insbesondere in der Eremitage, war vor allem Belova beschaftigt, wahrend Boltunova diese Aufgabe in den Museen im Suden des Landes fortsetzte. Gewohnlich wurden damals fur die Redaktion zwei bis vier Abzuge gemacht – auf Wunsch auch mehr.[57] Danach wurden diese an die Mitarbeiter verteilt, die die Aufnahmen mit den Texten fur die Ausgabe verglichen und die Ergebnisse dieses Vergleichs zu den Lemmata verarbeiteten.

Ein Hauptexemplar wurde zusammen mit der uberwiegenden Anzahl der Fotos in der LO I.I. aufbewahrt, die fur den Corpus verantwortlich war. Im "Kostenplan zur Uberprufung der Inschriften mit dem Stein und zu ihrer fotografischen Ablichtung"[58] waren geplant: 20 Reisen zu den Aufbewahrungsorten der Inschriften, 600 Aufnahmen von Inschriften, von diesen die Anfertigung von hochwertigen Negativen und Abzugen, die Anfertigung von 200 hochwertigen Aufnahmen und Abzugen von vorhandenen Abklatschen und Fotos, das Ausfuhren von Takelarbeiten, die bei dem Vergleich der Inschriften und ihrer Aufnahmen notwendig sind, die Bezahlung von 62 Abzugen der 31 Denkmaler aus dem Britischen Museum London. Dokumentiert sind auch Dienstreisen von Mitgliedern des Redaktionskollegiums zu den Museen im Suden des Landes.[59]

Die Bestellung der Fotos aus dem Britischen Museum bereitete den Redakteuren der "gro?en" KBN-Redaktion (und nicht nur ihnen) einige Schwierigkeiten. Boltunova konnte sich lange nicht dazu durchringen, beim Britischen Museum ein paar Dutzend Fotos von Stelen zu bestellen, die wahrend des Krimkrieges nach England gebracht wurden. Sie hatte namlich begrundete Zweifel, dass die AN SSSR nicht fur diese Dienstleistung zahlen konnte oder wollte.[60] Wie dem auch sei, ein Teil dieser Fotos wurde unter der Redaktionsleitung Struves der Fotosammlung der LO I.I. schlie?lich beigefugt.[61]


[29] F. II, Inventarverz. 1, T. 1, Nr 70, Bl. Ir -Iv. (Berichte des Jahres 1956).
[30] Wichtiges Dokumentationsmaterial zur Arbeit des Redaktionskollegiums unter Struves Leitung am KBN, das in den Unterlagen der Abteilung fur Antike entdeckt wurde, ist vor kurzem der Akte "Materialien zum bosporanischen Corpus" im Archiv von A. I. Dovatur beigefugt worden: ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 1-135 (nachfolgend werden diese ofter zitiert). Dieses Material, das das schwierige Wechselverhaltnis der Wissenschaftler in dieser Redaktion untereinander und ihrer Beziehungen zu anderen Personen dokumentiert, reicht trotz seiner fragmentarischen Form aus, um sich ein angemessenes Bild uber den Verlauf der Arbeit zu verschaffen.
[31] M. N. Tichomirovs Brief (ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 41) an die KBN-Redaktion zeigt, dass er seine Rolle im KBN-Projekt nicht uberschatzte und die Arbeit am Corpus bei Bedarf sogar forderte (ibd., Bl. 38).
[32] ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 128v. Struves offizielle Bezeichnung in der Redaktion lautete 'Vorsitzender des Redaktionskollegiums fur die Ausgabe des Corpus der bosporanischen Inschriften.'
[33] Siehe A. P. Ivanova. Die Skulptur und Malerei des Bosporus: Skizzen. (russ.) Kiev 1965. Zu Ivanovas Mitarbeit an der Beschreibung der Reliefs in den Lemmata des Corpus, siehe das KBN-Vorwort (S. 10). Es sind noch Unterlagen von Ivanovas Geschaftsreisen von Kiev nach Moskau erhalten. Ein umfangreiches Fotoarchiv von Ivanova befindet sich im Fotoarchiv des IIMK (Kollektion 2314).
[34] F. II, Inventarverz. 1, T. 1, Nr. 88, Bl. 12 (Berichte des Jahres 1957).
[35] ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 4-5.
[36] Eines dieser Bucher befindet sich in der ZES (ibd., Bl. 126-131).
[37] Ibd., l. 8, Brief von Boltunova an Nejhardt vom 7.II.1957: "Wie sieht es denn aus mit Ihren Pflichten als Sekretar? Wer tragt die Folgen in dieser Angelegenheit? Sie oder Natal'ja Sergeevna [= Belova – Anm. des Verf.]? Die Arbeit gestaltet sich wirklich schwer."
[38] Siehe Fn. 58.
[39] ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 83.
[40] Ju. P. Kalasnik. Die antike Archaologie in der Eremitage // Eremitage: Geschichte und Gegenwart. (russ.) Moskau 1990, 180.
[41] N. A. Pancenko: Die Restaurierung von Gegenstanden des Kunstgewerbes. (russ.) // ibd., 323.
[42] Ausnahmen davon sind selten: auf den Umschlagen mit den Negativen aus der Negativabteilung der Eremitage, die in den 50er Jahren angelegt wurden, steht manchmal der Familienname des angestellten Fotografen und das Datum der Aufnahme (z. B. das Foto Nr. 37 im KBN-Album, das im August 1951 von G. V. Petuchov gemacht wurde).
[43] Zebelev spricht im "Selbstnachruf" (siehe 9) davon, dass er kein "eingefleischter" Inschriftenkenner, sondern ein Historiker sei, der den Wert von Inschriftentexten zu schatzen wisse.
[44] Gajdukevic leitete einige systematische archaologische Ausgrabungen in Siedlungen des Bosporusgebiets und war als Autor des Standardwerks Das bosporanische Reich.(russ.) Moskau / Leningrad 1949 bekannt. Uber Knipovic, Boltunova und Dovatur siehe obige Ausfuhrungen. Der Orientalist Struve behandelte in seinen Forschungen stets die griechische Geschichte und die griechischen Schriftsteller, ohne die Nordschwarzmeerkuste aus dem Blickwinkel zu verlieren, siehe das 2. und 4. Kapitel seiner MonografieStudien zur Geschichte der Nordschwarzmeerkuste, des Kaukasus und Mittelasiens.(russ.) Leningrad 1968, 67-114; 147-215.
[45] Im Archiv von A. I. Dovatur sind seine "individuellen Forschungsplane" von 1956 erhalten, denen entnommen werden kann, welche Arbeit er selbst am Corpus und manchmal auch andere ausgefuhrt haben (ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 132, Bl. 1, 3-4, 6, 19-20). Dovatur war demzufolge 1959 zum Beispiel fur die "Kontrolle der Lemmata, der Texte und Kommentare zu den Inschriften, fur die Uberprufung der Inschriften, die von anderen Mitgliedern des Redaktionskollegiums angefertigt wurden, sowie fur die Aufstellung der Anmerkungen zu diesen" zustandig.
[46] ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 19-20.
[47] Ibd., Bl. 57 (Punkt 8).
[48] Ibd., Bl. 51 (Punkt 4).
[49] Brief von Boltunova an Struve vom 24. I. 1958 (ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 12-12v).
[50] Wir stutzen uns teilweise auf mundliche Aussagen von A. N. Sceglov, der Boltunova bei ihren Feldarbeiten assistierte. Daneben gibt es noch den Entwurf eines Schreibens (ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 83), in dem die LO I.I. den damaligen Direktor der Eremitage, M. I. Artamonov, um die Erlaubnis eines Gipsabdrucks von einer Reihe nur bruchstuckhaft erhaltener Denkmaler bittet.
[51] Die Aufzeichnungen belegen, dass mit dem Vergleich der KBN-Inschriften u. a. beauftragt wurden: die spater recht bekannt gewordenen Spezialisten I. B. Brasinskij, O. D. Berlev, M. A. Dandamaev und einige jungere Leningrader Wissenschaftler.
[52] Es sind noch die Entwurfe der Briefe aus der Direktion der LO I.I. an M. I. Artamonov (ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 83) und spater an B. B. Piotrovskij (ibd., Bl. 45-46) erhalten; es gibt Bestellungen des Direktors der LO I.I., N. E. Nosov, von Fotos besonderer Inschriftendokumente aus der LOIA (ibd., Bl. 47) und auch aus dem Fotoarchiv der Akademie der Kunste (ibd., Bl. 82; 84).
[53] Ubrigens sind Fotos von Abklatschen, die von der KBN-Redaktion gesammelt wurden, nur vereinzelt anzutreffen (KBN 10, 27, 39, 40 150, 861, 1118). Im Fonds des R-II des Handschriftenarchivs des IIMK (LOIA) werden eine Menge von sehr guten Abklatschen aufbewahrt, darunter auch solchen, die von heute nicht mehr existierenden Denkmalern angefertigt wurden (daneben sind Fotos von Abklatschen von verschollenen Denkmalern auch im Fotoarchiv des IIMK vorhanden). Den Benutzerangaben zufolge untersuchte Sisova Ende der 50er Jahre die Abklatsche von den bosporanischen Inschriften aus dem Fonds R-II systematisch; manchmal sto?t man heute noch auf Vermerke von Boltunova, Belova und auch von E. G. Kastanjan. Wenn man den Benutzerangaben Glauben schenken kann, sind diese Materialien spater nicht mehr verwendet worden.
[54] Mezericer aus Moskau an Belova (ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 4-5).
[55] W. Larfeld. Handbuch der griechischen Epigraphik. Bd. I. Leipzig ?1907, 248-261; Idem. Griechische Epigraphik. Munchen 1914, 156-160.
[56] Brief von Boltunova an Struve vom 24. I. 1958 (siehe Anm. 49).
[57] ZES, f. 17, Inventarverz. 2, d. 133, Bl. 5 Mezericer-Belova: "Ubrigens habe ich die Negative, die A. I. [= Boltunova – Anm. d. Verf.] bei Ihnen wahrend der Ausgrabung gemacht hat. Wie viele Abzuge soll ich Ihnen davon machen, und welches Format wunschen Sie?"
[58] Ibd., Bl. 78-80 (der Plan bezieht sich offensichtlich auf die Jahre 1957-1958).
[59] Ibd., Bl. 6 (Text eines Telegramms aus der LO I.I. an das Moskauer IIMK mit der Bitte, Boltunova fur 10 Tage mit einer Dienstreise nach Leningrad zwecks "Arbeiten am bosporanischen Corpus" zu beauftragen), Bl. 10 (Dienstreise fur einen Monat) usw.
[60] In dem bereits zitierten Brief von Boltunova an Struve vom 24. I. 1958 (siehe n 49 und 56) wird der Empfang von drei Fotos bosporanischer Inschriften aus dem Fitzwilliam Museum Cambridge bestatigt. Die Bestellung lief uber den Direktor der Bibliothek der Gesellschaftswissenschaften in Moskau (FBON), V. I. Sunkov (...); es wurde mit Valuta bezahlt. Vom Britischen Museum heisst es weiter: "Die ubrigen 27 Fotos aus diesem Museum zu bestellen, ist sehr schwierig, fast unmoglich. Das Ganze kostet uns 50 Pfund Sterling. Die Zentralbibliothek der Gesellschaftswissenschaften kann eine solch hohe Summe nicht aufbringen. Sie schlagen vor, uns an die BAN zu wenden, ob sie nicht die 50 Pfund bereitstellen oder zumindest einen Teil davon bezahlen konnten, den Rest wurde die FBON bezahlen. Kurzum, darum mussen wir uns erneut kummern. Wenn die BAN diese Bestellung nicht ausfuhren kann, mussen wir uns in dieser Angelegenheit an den Prasidenten mit der Bitte um Bereitstellung von Valuta in Hohe von 50 Pfund Sterling wenden. So traurig steht es um die Sache mit England."
[61] Dort befinden sich heute 15 Fotos der bosporanischen Inschriften (manche auf Negativen) aus dem Britischen Museum, die entweder im Laufe dieser Transaktion oder durch neue Abzuge von Negativen aus der Kaiserlichen Archaologischen Kommission im Fotoarchiv des IIMK gemacht wurden.