III. Die letzte KBN-Redaktion (1956-1965). (b) Die Systematisierung des KBN-Fotomaterials

(b) Die Systematisierung des KBN-Fotomaterials

Das Sammeln und die Veroffentlichung der Fotos war ein grundlegender Bestandteil des Arbeitsplans fur die Corpus-Ausgabe[62] v. a. wegen der Absicht, alle bosporanische Texte uberpruft zu kommentierten. Es uberrascht nicht, dass die Beschreibung der Palaographie der bosporanischen Inschriften – nicht nur fur die Geschichte der Schrift uberaus wichtig, sondern auch fur die Datierung der Inschriftendokumente – zu einem besonderen Untersuchungsgegenstand der Redaktion wurde.[63]

Ein gro?er Teil der heutigen Fotoaufnahmen wurde noch vor der Einfuhrung einer durchgangigen und spater endgultigen Nummerierung des Corpus gesammelt. Die Fotos wurden systematisch nach und nach sortiert, wobei auf der Ruckseite eines, manchmal zweier oder mehrerer Abzuge einer Inschrift Angaben mit Bleistift eingetragen wurden, die den Ort der ersten und / oder der hauptsachlichen Publikation des Denkmals, seinen Aufbewahrungsort (manchmal mit Inventarnummer) angibt; von Zeit zu Zeit finden sich Hinweise, dass das entsprechende Denkmal noch nicht veroffentlicht worden ist.[64] Gegen Ende der 50er Jahre erschienen auf der Ruckseite der Fotos der ersten und dann auch der zweiten Serie der LO I.I. die laufende und spater die endgultige "Corpus-"Nummer in der Sammlung; auf den Duplikaten sind Nummerierungen anzutreffen, wenn sie in Kartons neben der dazu gehorenden nummerierten Aufnahme einsortiert waren.

1959 fand die redaktionelle Uberarbeitung des Corpus statt. Eine Vorstellung daruber und allgemein uber diese Jahre kann man sich in der Korrespondenz von Dovatur, Boltunova, Kallistov, Struve u. a.[65]verschaffen. Jetzt wurde die laufende Nummerierung der Sammlung durchgefuhrt. Die Ergebnisse und manchmal auch der Verlauf dieser Arbeit wurden auf den Ruckseiten der zwei Hauptexemplare der Fotos vermerkt. Entscheidend war insbesondere der Ubergang von den Angaben der fruheren Veroffentlichungen zu der laufenden "Corpus"-Nummerierung, welche mit einem blauen Stift geschrieben und einem Kreis markiert wurde.

In ihrem Brief vom 30.IX.1959 erinnert Boltunova Dovatur an zusatzliche Corpus-Nummern.[66] Das zeigt nicht nur, dass die "Corpusnummerierung" zu dieser Zeit schon bestand, sondern dass die bereits existierende als endgultig angesehen wurde. Auch die erhaltene Korrespondenz mit der Akademie der Wissenschaften der DDR (AN GDR) von 1960 und 1961 uber die KBN-Veroffentlichung mit einem illustrativen Teil des Corpus verdeutlicht, dass die KBN-Nummerierung um 1960 praktisch feststand (abgesehen von der spater erfolgten Unstimmigkeit in der Reihe 800 - 900 der KBN-Nummern, wo die Redaktion entsprechende Anderungen vornehmen musste). Auch das Handschriftenregister ist erhalten, das den Bestand und die Anzahl der Exemplare auflistet, die die Inschriften mit ihren jeweiligen Corpusnummern illustrieren. Das verdeutlicht ein weiteres Mal, das auch die Abzuge der Fotos damals systematisch geordnet und durchnummeriert wurden.[67]

Die bereits erwahnten Arbeiten von Ivanova, Boltunova und Knipovic[68] sind die einzigen Arbeiten, die auf der Grundlage des bosporanischen Fotoarchivs entstanden sind, welches fur Forscher praktisch unzuganglich war, es sei denn, sie waren direkt mit seiner Systematisierung beschaftigt.


 

[62] Uber die Zusammenstellung des KBN-Fotomaterials wird beilaufig im KBN-Vorwort (S. 6, 10) berichtet – leider ohne genauere Angaben, die sehr hilfreich waren; wahrscheinlich war fur den illustrativen Teil des KBN, uber den nachfolgend noch die Rede sein wird, ein detaillierteres Vorwort vorgesehen.
[63] A. I. Boltunova, T. N. Knipovic Untersuchungen zur Geschichte der Steinschrift am Bosporus. (russ.) // Numizmatika et epigrafika (1962), 3-31 (mit 17 Tabellen von bosporanischen Schriftarten); Referat im BullEpigr (1965) Nr. 273: Das maschinengeschriebene Exemplar dieser Arbeit (ZES, f. 17, Inventarverz. 1, Nr. 232), das in die "Pravda" vom 8. IX. 1961 eingewickelt ist, hilft uns bei der ungefahren Datierung dieser Fassung.
[64] Nicht selten sind dies Namensangaben, wie z. B. A. B. (Anna Boltunova) und TN ( Tat'jana Nikolaevna [Knipovic]).
[65] ZES, f. 17, Inventarverz. 3, Nr. 18.
[66] ZES, f. 17, Inventarverz. 3, Nr. 18. Damit sind vier Inschriften gemeint, die im KBN (S. 936-939) enthalten sind, sowie wahrscheinlich zusatzliche mit dem Buchstaben 'a' versehene (siehe 88, 68 und 110).
[67] Erhalten ist die zweite Halfte des Corpus-Fotoverzeichnisses (ZES, f. 17, Inventarverz. 2, Nr. 133, Bl. 88-111), die der Corpus-Nummerierung folgt und die Zahl der Aufnahmen auflistet, die einzelne KBN-Nummern illustrieren.
[68] Siehe Fn. 34 und 64.